Über das Tagträumen

Über das Tagträumen

Tagträumen als Ressource

Warum Tagträumen wichtig ist

Wenn man mich fragen würde, worin ich wirklich wirklich wirklich eine Expertin bin, dann würde ich antworten: im Tagträumen. Schon als Kind konnte ich den ganzen Tag aus dem Fenster schauen, unten auf die Straße sehen, die Menschen beobachten, den Baum betrachten, der an unserem Balkon empor wuchs. Ich konnte im Himmel eine gefühlte Ewigkeit den Wolken hinterherschauen, ohne mich dabei zu langweilen. Tagträumen ist eine Kunst und gleichzeitig etwas ganz einfaches. Und ich glaube, dass Tagträumen wichtig ist. Und zwar deshalb, weil es etwas absichtsloses hat und weil es mir zum Beispiel hilft, meine Gedanken zu sortieren und mich innerlich aufzuräumen, ohne etwas zu tun, ohne Anstrengung, ohne Aktivität ohne, dass ich mich hinsetze und eine gewisse Absicht habe. Das ist im Prinzip die Kunst, das nichts tun und dabei zu träumen, Gedanken zu folgen, die wir so oft versuchen, weg zu schieben, in eine bestimmte Richtung zu bringen, zu beobachten, los zu werden oder innerlich zu kommentieren.

Tagträumen ist wie innerliches Aufräumen, alle losen Enden finden ihren Platz.

Tagträumen hat für mich tatsächlich etwas mit aufräumen zu tun. In all den verwirrenden Gedankengängen und all diesen vielen Windungen, die ich in meinem Gehirn habe und durch die jeden Tag was weiß ich wie viel zig 1000 verschiedene Gedanken fließen, rennen, hetzen, laufen, hüpfen habe ich beim Tagträumen das Gefühl, etwas kommt zur Ruhe, etwas räumt sich selbst auf. Alles findet seinen Platz. Ich kann gar nicht sagen, wann das Tagträumen anfängt, wo die Mitte ist und wann es aufhört. Ich weiß nicht, wann das Aufräumen zu Ende ist, aber es gibt einen Moment wenn ich mit dem Tagträumen fertig bin, an dem fühle ich mich sortiert, ausgerichtet und klar.

Ich finde Tagträumen ist etwas kostbares. Es ist etwas besonderes. Vielleicht denken manche bei sich, man muss es sich leisten können. Es sei reiner Luxus. Ich denke, wir brauchen es zum Überleben. Es gibt uns Kraft. Ich empfinde es auch nicht als Zeitverschwendung. Ich brauche nicht unbedingt etwas Attraktives vor meinem Auge um Tag zu träumen. Das Tagträumen an sich ist attraktiv. Es gleicht mich aus. Es macht mich weich. Ich komme bei mir an. Und zwar ganz unkompliziert und ohne Umwege. Es bringt mir Ruhe und Ausgeglichenheit. Denn in meinem Alltag habe ich oft das Gefühl vielen Dingen, denen ich gerne noch einen Moment nachhängen würde, viel zu wenig Zeit zu schenken. Achtsamkeit ist noch mal etwas ganz anderes. Mit der Achtsamkeit versuche ich ins Hier und Jetzt zu kommen. Ich versuche mich auf das zu fokussieren was in diesem Moment gerade ist. Beim Tagträumen da gibt es keine Regeln. Da ist es ganz egal ob ich an gestern oder jetzt gleich, an morgen oder wann auch immer denke. Wenn ich von A nach B hetze, wenn ich von B nach A zurück hetze, wenn ich meine Einkaufsliste im Kopf habe, oder meine To Do Liste, oder einen Termin, oder ein Gespräch, was ich vorbereiten muss, oder überhaupt irgendetwas das ich muss, dann ist es mit dem Tagträumen schwierig. Fürs Tagträumen brauche ich etwas Ruhe. Ich brauche ein Moment des Innehaltens. Und dann lass ich einfach meine Gedanken fließen. Ich träume einfach. Ich träume, aber das mit geöffneten Augen. Man sieht es mir sicher an, wenn ich träume. Es ist nicht so, dass ich präsent bin. Ich bin nicht aufmerksam bei dem, was gerade um mich herum passiert. Darum geht’s ja auch genau nicht. Das Tagträumen stellt sich ganz von allein ein, wenn ich es zulasse. Und dieses Zulassen, das ist wie eine Einladung. Wenn ich mich verkrampft auf eine Party stelle mit viel Action um mich herum, dann funktioniert es nicht. Tagträume sind empfindlich. Die kann man nicht herumkommandieren, herbeiwünschen, in einen Moment oder Zeitplan pressen. Sie brauchen Raum und Zeit und dann geht es ganz von allein.

Hier sind noch einige wissenschaftliche Erkenntnisse, die dem Anteil in dir, der jetzt denkt: “Phh! Das ist doch nichts Richtiges!” helfen kann, es vielleicht doch mal auszuprobieren:


  • Tagträume steigern die Kreativität. Im Hirnscan konnten Hirnforscher nachweisen, dass während des Tagträumens die neuronalen Netze in unserem Gehirn verknüpft werden, die vorausschauendes Denken fördern
  • Tagträumen ist für das Hirn harte Arbeit, widerspricht also dem schlechten Ruf des Faulenzens
  • Durch Tagträumen wird die Fähigkeit andere Perspektiven einzunehmen und die gesamte Gedächtnisleistung gesteigert
  • last but not least, sind Tagträume mentale Rückzugsorte und dienen ähnlich wie Meditation einem Abschalten der äußeren Reize und Erholung davon

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